Freitag, August 31, 2018

Lourdes

Ich war in Lourdes, dem Sehnsuchtsort gläubiger Todkranker, Entstellter und körperlich Verkrüppelter in der Hoffnung auf eine Wunderheilung.

Für mich ist Lordes der geographisch definierte Ort mir Furcht einflößender Form der Bigotterie.

Ich halte es nicht lange aus- und nur ein paar Eindrücke fest:

Es wimmelte von Maltesern in martialisch wirkenden, schwarzen Uniformen - zum Teil mit Orden und Abzeichen. Sie kommen aus den dem Westen der USA und ich nicht umhin, eine  gefühlsmäßige Brücke zu schlagen zur zunehmenden Fanatisierung der Evangelikalen in den USA

Dazu das Heer der bedauernswerten Halbtoten, Gelähmten und Behinderten, die, durchdrungen von der Hoffnung auf Spontanheilung, in Karren von berufsmäßigen Leichenbittermienen vor die verkitschte Stätte des Wunders geschoben werden, wo sie unterwürfig eines persönlichen Erlösung von ihrem Leid harren, die nicht eintreten wird.

Als ich GARMIN, mein Navigationssystem, zu Rate ziehe, um aus dem klebrigen Sumpf der Scheinheiligkeit heraus zu finden, erschrecke ich richtig gehend: Er zeigt mir eine solche Dichte an Hotels und Unterkünften, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es an irgendeinem Ort der Welt mehr Hotels auf so wenigen Quadratkilometern geben kann.

Und langsam erschließt sich mir das eigentliche Wunder von Lourdes:
Es dient nicht den Hilfe Suchenden sondern in erster Linie den Bewohnern der Region und ihren Zulieferern: Die gläubige Einfalt als Opfer eines reibungslos funktionierenden Netzes wirtschaftlicher Interessen von Kirche, Transport-Unternehmern, Bewirtungsgewerbe und Devotionalienhändlern. Und damit das System funktioniert, muss gelegentlich eine neue, zusätzliche Krücke an die Wand gehängt werden:

Lourdes, ein geniales Marketing-Konzept.
Als einfach ekelhaft, menschenverachtend und infam empfinde ich die institutionalisierte Bigotterie zur Aufrechterhaltung eines Ausbeutungssystems der besonderen Art - sozusagen mit kirchlichem Segen.

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