Samstag, Dezember 28, 2013

Kapitalismus I

Demokratische, kapitalistische Gesellschafts-Systeme formen sich nach den Bedürfnissen der Mehrheit der Bürger, sind lernfähig und veränderbar. Sind sie human, liberal und tolerant, dann geben sie Raum für die Lebensform von  Minderheiten.

Auf Ideologien basierende Gesellschafts-Systeme können ex definitione nicht demokratisch, müssen autoritär sein, weil die Bürger nicht nach eigener sondern der Überzeugung Weniger leben sollen, Überzeugungen, deren Wahrheitsanspruch unantastbar zu sein pflegt.

Kapitalismus II

Der Kapitalismus ist und bleibt die erfolgreichste Gesellschaftsform, weil sie im Vergleich mit allen anderen bisher versuchten, den Menschen Raum für die ihnen innewohnenden, naturgesetzlichen Eigenschaften bietet.

Alle sozialutopischen auf Gleichheit basierende Modelle sind gescheitert und werden weiterhin daran scheitern, dass sie der Individualität und dem individuellen Streben des Einzelnen nicht gerecht werden.

In kapitalistisch orientierten Gesellschaften ist es eine Kernaufgabe der Politik, Konsens zu moderieren, d.h. Regeln zu erlassen und durchzusetzen, die die Auswüchse eindämmen, die das Ausleben grenzenlosen Egoismus mit sich bringt. Macht muss durch die Bürger kontrolliert, Rechte und Pflichten gleich und fair geteilt sein.

Derartige, auf Konsens fußende Gesellschaftssysteme müssen sich kontinuierlich in Frage stellen, also demokratische Strukturen aufweisen, die lernfähig und damit veränderbar sind. Fehlt diese Eigenschaft so laufen sie Gefahr zu erstarren und autoritär zu werden. Es ist diese Eigenschaft, die dogmatisch geprägten Systemen fehlt.

Dogmatisch geprägte Gesellschaftsmodelle auf religiöser oder sozialutopischer Basis müssen zwangsläufig immer zu Unterdrückung und letztlich zu diktatorischen Systemen führen, weil Ideologien von der Alleinverbindlichkeit ihrer auf Überzeugungen basierenden Glaubenssätze ausgehen und damit Zwang auf die Bürger, ihr Denken und Verhalten ausüben.

Das widerspricht menschlichem Streben nach Individualität der Lebensgestaltung.

Mittwoch, Dezember 11, 2013

Mediale Verblödung.....

….. oder die schleichende Gefahr für unsere geistige Freiheit und deren Sensoren durch die normative Kraft des Fernsehens. 

Wenn ich die Häuser der Nachbarn sehe oder durch die Neubaugebiete unserer Gemeinde spaziere, kommen mir Zweifel, ob ich in meinem kleinen Haus ohne Sonnenpanele auf dem Giebeldach aus dem Jahre 1958 denn auch ein richtiges Leben führe, denn es entspricht nur sehr eingeschränkt dem Zeitgeist, der geprägt ist durch die Welten, die uns das Fernsehen zeigt.

Nachbarn haben neu gebaut - kubisch mit mit Sonnenkollektoren auf dem Pultdach, gewaltigen bodenreichenden Fenstertüren über die nach Süden gerichtete Wohnfront. Ein phantastisches Haus und statt grünem, fränkischem Vorgarten, wie er bisher hier auf dem Lande so üblich war, ein kunstvoll in weißem Kiesel gestaltetes feng-shui-Entrée mit Schilfbüscheln, positioniert nach fernöstlicher Lehre - vermutlich unterirdisch gewässert, denn Erde gibt’s da keine mehr. Die Doppelgarage - so mein Eindruck - voluminöser als unser Haus, in dem wir drei Kinder groß gezogen und mit ausgewogenem Selbstwertgefühl ins Leben geschickt haben. Fussbodengeheizter Wohnraum mit edlen Terrakotta-Fliesen 60x60cm; Möbel, Nippes und Wände - weiß vorherrschend - zeitgeistgetragen, wie es nur der Innenarchitekt vom Einrichtungshaus hinbringt. An der Wand ein Andy Warhol-Druck mit Marilyn Monroe. Eine Küche mit ausladendem Edelstahlabzug über dem zentralen Herd-Arrangemement - Gas und Elektro in Verbund mit einer japanischer Grillmulde. Von der Beschreibung der weiteren Ausstattung von Dampfgarer bis Lafer-Stab nehme ich Abstand; das wäre abendfüllend und mir fehlen die Fachbegriffe. 
Kostenpunkt: 30 Jahre Sklave der Hypothekendarlehen; 
Nutzen: Die show stimmt.

So weit so vertretbar; das muss man nicht haben, auch wenn es das Ansehen fördert.
Aber muss ich nicht befürchten mangels Teilhabe am allgemeinen gesellschaftlichen Leben gemobbt zu werden, wenn ich offenbare, dass ich noch nicht in den USA und nicht in Neuseeland war, noch keine Kreuzfahrt um Feuerland gemacht und nicht auf den Malediven geschnorchelt habe. 


Wenn ich Menschen frage, was sie denn im Urlaub in fremden Ländern und fremden Kulturen erlebt hätten, erfahre ich, dass das Wetter gut und der Strand sauber waren, der Sequoia Nationalpark beeindruckend, man auf dem Schiff habe unendlich viel essen und trinken können und alles nur x € gekostet habe - all inclusive! Neuerdings könne man die obligatorischen Landgänge auch mit Mountain-Bikes unternehmen, um den Eingeborenen näher kommen zu können. Und im nächsten Jahr werde man Vietnam machen. 
Ich denke Aha! und komme mir mit meinem Südfrankreich schon recht aus der Zeit gefallen vor. 

Vor mir an der Kasse der EDEKA steht eine Frau mit zwei Töchtern, etwa 10 und 12 Jahre alt. Im Wagen eine Trage Yoghourt (Erdbeergeschmack), zwei Kasten Bier unten und 2 Kasten süßes Schlabbergetränk in 1-Liter-Flaschen oben auf gestapelt - schon beim Anschauen könnte man zuckerkrank werden. Auf meine entsprechende Bemerkung erklärte mir die Mutter, dass die Kinder kein Wasser trinken würden - schon gar nicht aus dem Hahn. (Dass ich immer Wasser aus dem Hahn trinke, wenn ich Durst habe, behalte ich für mich, um nich Gefahr zu laufen, als Relikt wahrgenommen zu werden.)

Im Fernsehen erfahre ich, dass Frau, wenn sie attraktiv sein will - und wer will das nicht? - körperhaarlos, täglich geduscht, desodoriert, gesalbt, gestrafft und geschminkt sein müsse - im Bedarfsfall mit Plastikbusen und frisch geschnitzter Nase versehen. Wahre Wundermittel der Kosmetik- und Haarpflege-Industrie dienen der unverzichtbaren Vervollständigung der Schönheit -ins Bild gesetzt von 15-jährigen Models als Beweis für hautstraffende Wirkung über Nacht. Jungs müssen in jedem Fall einen guten body haben und cool drauf sein, was inzwischen eigentlich auch nur noch unter Zuhilfenahme einschlägiger Kosmetikprodukte zu erreichen ist. Tattoos unterstreichen den Körperkult und ohne geht bald gar nicht mehr. (Und ich freue mich alt genug zu sein, um nicht mehr mithalten zu müssen und es zu meiner Zeit genügte, einfach ein Mann zu sein oder die Rolle erfolgreich zu simulieren - nicht anders als heute nur mit weniger Aufwand und gleich zweifelhafter Wirkung.)

Der neue TV-gestilte Mensch liebt erst mal sich und dann kommt lange nichts mehr. Er fühlt sich im Mittelpunkt des Seins und tut alles, um einzigartig zu sein - wirkungsvoll in seiner Einzigartigkeit wahr genommen zu werden in der unendlichen Masse der Einzigartigen, Herausragenden. Das kostet unendlich viel Zeit und Geld, macht unglücklich und unzufrieden, weil es nicht gelingt, die Erwartungen zu erfüllen, die die Vorbilder im Fernsehen uns abverlangen.

Freiheit weil wir das freiwillig tun? Von wegen! Wir merken es nicht, weil wir nicht wissen, was Freiheit ist, weil wir nicht spüren, wie unfrei unser Dasein ist, gefangen in einer Sklaverei im Dienste des Konsums und derer, die daran verdienen: 
 - Wir selbst, die Masse der abhängig Beschäftigten in Form von Lohn und Gehalt im Hamsterrad getrieben auf der Jagd nach einem unerreichbaren Sein,
 - Die Fernsehleute und die Werbewirtschaft als Diener der Einschaltquoten und der Werbewirksamkeit,
 - Der Staat an unseren Einkommen-, Mehrwert- und Konsumsteuern
 - Die Kapitalgeber, die den ganzen Zirkus finanzieren.

Wir sind unfrei im Kopf, versklavt von Bildern, die uns das Fernsehen liefert, süchtig nach Konsum um jeden Preis. Wir sind verführbar und nicht frei, um zu erkennen, dass wir Sklaven sind, Hamster in einem Rad, dessen Energie abgesaugt wird zum unbestimmten Nutzen Dritter. 


Wir merken nichts von unserer geistigen Versklavung. Die Freiheit unserer Entscheidung, das zu tun, was wir für unser Wohlgefühl zuträglich erkannt haben, ist nur dem Anschein nach gegeben.

In Wirklichkeit sind wir unfrei und streben nach einem Leben, das Andere, die daran verdienen, uns als lebenswert suggerieren.

Weiter so!

Dienstag, Dezember 03, 2013

Wir sind das Volk - nicht Funktionäre politischer Parteien!

1,2 Mio Bürger von 80 Millionen sind Mitglieder politischer Parteien.
Rund 0,5 % der wahlberechtigten Bevölkerung sind SPD-Mitglieder.

Sie entscheiden über das Zustandekommen der grossen Koalition. Die Furcht vor deren Votum hat - so ist der deutliche Eindruck - den Tenor des Koalitionsvertrages diktiert.

Da scheint mir so allerhand in Unordnung geraten, wenn man unsere Verfassung als Maß der politischen  Machtverteilung her nimmt. Dort steht unmissverständlich:

Artikel 20
Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.

Artikel 38
Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen verantwortlich.

Artikel 62
Die Bundesregierung besteht aus dem Bundeskanzler und den Bundesministern.

Artikel 63
Der Bundeskanzler wird ..... vom Bundestag ohne Aussprache gewählt.

Artikel 21 
Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.

Ich fasse zusammen: die Parteien sind keine staatlichen Organe. Man könnte sie eher den ebenfalls grundgesetzlich geschützten Glaubensgemeinschaften zuordnen.
Ihnen steht lediglich Beratungs- man könnte auch sagen: Lobby-Funktion - zu, wenn es darum geht, die politische Meinung zu gesellschaftlichen und politischen Themen zu beeinflussen. 

Das wär's aber auch schon. 

Die Wahl-Bevölkerung hat gesprochen. Die Bundestagsabgeordneten sind gewählt. Ihre vornehmste Aufgabe ist es, in ausschließlicher Verantwortung gegenüber ihrem Gewissen den Bundeskanzler zu wählen. 
Diesem Vorgang vorgeschaltet ist das Suchen und Finden einer mehrheitsfähigen Willensbildung hinsichtlich dessen, was Auftrag der Regierung für die angefangene Legislaturperiode sein soll - Koalitionsverhandlung genannt.

In Wirklichkeit ist es jedoch keineswegs so, dass die von uns gewählten die ausschlaggebenden sind für die Koalitionsverhandlungen. Viel mehr nehmen daran im Wesentlichen die 'Granden' der Parteien teil - um abhängig davon, ob wir, das Volk, Ihnen durch unsere Wahl dazu sein Mandat erteilt haben. 

Weder Herr Seehofer von der CSU, Bayern, noch Herr Steger von der SPD, Schleswig-Holstein, noch Frau Klöckner, Landesvorsitzende CDU Rheinland-Pfalz, (und viele andere mehr), haben ein durch die Bundestagswahl legitimiertes Mandat, das Handeln der Regierung in den kommenden 4 Jahren mit zu bestimmen.

Sie tun es aber, während gleichzeitig die weitgehende Mehrheit derer, die wir gewählt haben, zuschauen dürfen. Massgeblich für die Politik der kommenden 4 Jahre sind also keineswegs die von uns gewählten Abgeordneten, sonder eine Handvoll in ihren jeweiligen Parteien einflussreicher Funktionäre. 

Die wir gar nicht gewählt und nicht beauftragt haben, die grundgesetzlich an dieser Stelle gar nicht vorgesehen sind. 

Das ist Machtergreifung durch die Parteien - so hatten die Väter und Mütter des Grundgesetzes das ganz sicher nicht gedacht.

Und nun noch das: nicht nur, dass ich als Wähler systembedingt gezwungen bin einen Kandidaten zu wählen, der Parteimitglied ist. 

Die SPD als Partei stilisiert sich nun noch als besonders demokratisch hoch, indem sie dazu weder vom Gesetz noch durch den Wähler legitimierte Mitglieder darüber abstimmen lässt, ob die Regierung und das in Verhandlung durch mehrheitlich nicht legitimierte Parteifunktionäre vereinbarten Regierungsprogramm umgesetzt wird oder nicht. 

Die Mitglieder einer Partei, die gerade mal knapp 26% aller Wählerstimmen erhalten hat!

Es mag ein demokratischer Akt innerhalb der Partei sein, wenn sich die parteiintern gewählten Funktionäre absichern, um nicht die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen zu müssen - aber demokratisch im Sinne das Grundgesetzes ist dieser Prozess ganz sicher nicht. 

Wer sich da noch über Politikverdrossenheit wundert, dem kann nicht mehr geholfen werden.