Samstag, Dezember 29, 2018

Umstritten - oder wie Medien manipulieren.

Demokratie lebt vom Streit. Streit ist der von Hass befreite Austausch von Meinungen. So lehrt es gerade Bundespräsident Steinmeier sein Volk. Und die Medien tun als Verstärker ihren Job. In sehr subtiler Weise; elegant, sozusagen.
Heute erschien in der WeLT ein Artikel über Äußerungen des Vorsitzenden der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, bekanntlich ein Mann klarer Worte. Im Headline-Bereich liest man, dass es sich um Zweifel des „umstrittenen“ Polizeigewerkschaftlers an den Zahlen der Polizeistatistik handelt.
Der bewußte Leser stutzt und fragt sich, was die Wendt zugeschriebene Eigenschaft ‚umstritten zu sein‘, in diesem Kontext zu suchen hat. 
Bezweifelt man seine Aussagen, seine Schlussfolgerungen, (und begründet diese Zweifel) dann gehört das in die eingangs erwähnte Kategorie „Streit gehört zur Demokratie“ und es ist durchaus im Sinne der Streitkultur, von einer ‚umstrittenen Meinung‘ zu sprechen.
Darum geht es hier aber nicht. Nicht eine Meinung ist umstritten, sondern der  Verfasser, Rainer Wendt, die Person wird als umstritten bewertet - ja, bewertet, denn um eine Bewertung handelt es sich. 
Bezogen auf eine Person ist die Eigenschaft ‚umstritten‘ eher negativ belegt, weckt Zweifel daran, dass sie ernst zu nehmen ist, führt dazu, alle ihre Äußerungen unter Zweifel zu stellen.
Das ist die subtile Methode der Medien, unauffällig und dem Anschein nach friedlich und seriös auftretend, Öffentlichkeit zu manipulieren - hier an einem kleinen Beispiel dargelegt.

Sonntag, September 02, 2018

Protokoll

Warum es zwischen Deutschen und Flüchtlingen so viele Missverständnisse gibt – und wie sie sich aufklären lassen
von Zohre Esmaeli
Spiegel 36/2018

Wenn wir die freie, to­le­ran­te Ge­sell­schaft blei­ben wol­len, die wir heu­te sind, müs­sen wir die Her­aus­for­de­rung ernst neh­men, die durch den Zu­zug von mehr als ei­ner Mil­li­on Asyl­be­wer­bern ent­stan­den ist. Wir müs­sen han­deln. Aber die Deut­schen ha­ben Angst, Ge­set­ze an die neue Si­tua­ti­on an­zu­pas­sen. Das hat dazu ge­führt, dass die li­be­ra­le Mit­te un­tä­tig er­starr­te und ein an­de­rer Teil der Bür­ger sich ra­di­ka­li­sier­te, weil die­se Men­schen glau­ben, dass ihre Sor­gen nicht ge­hört wer­den.
Ich ken­ne bei­de Wel­ten: die des Flücht­lings­kin­des, das Schreck­li­ches er­lebt hat, ich war im Asyl­be­wer­ber­heim, wur­de aus­ge­sto­ßen, ver­lacht, in der Schu­le ge­hän­selt. Ich ken­ne aber auch die Welt der Deut­schen. Ich bin heu­te eine von ih­nen, eine Ge­schäfts­frau, die sich et­was auf­ge­baut hat und die die­ses Land liebt, das mir die­se Chan­ce ge­ge­ben hat.
Ich kam zu Fuß nach Deutsch­land, aus Af­gha­nis­tan. Sechs Mo­na­te lang wa­ren mei­ne Fa­mi­lie und ich un­ter­wegs. Das ist ge­nau 20 Jah­re her. Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land war eine völ­lig frem­de Welt für mich. Der Staat kann Hei­me zur Ver­fü­gung stel­len, Schu­len, Be­hör­den für die Men­schen, die kom­men. Aber Be­am­te und So­zi­al­päd­ago­gen ge­hen auch nach acht Ar­beits­stun­den in den Fei­er­abend. Und wo­her soll­ten Po­li­ti­ker und Be­am­te wis­sen, wel­che Pro­ble­me un­ter­schied­li­che Grup­pen der Flücht­lin­ge ha­ben
Ich plä­die­re für ei­nen ein­heit­li­chen, ver­pflich­ten­den In­te­gra­ti­ons­kurs für Mi­gran­ten und Flücht­lin­ge, der so lan­ge dau­ert, bis der Do­zent sagt, die Teil­neh­mer ha­ben die In­hal­te wirk­lich ver­stan­den. Die Kurs­lei­ter soll­ten selbst Ein­wan­de­rer sein, mehr­spra­chig und mit bei­den Kul­tu­ren ver­traut. Das fehlt heu­te. Wir, die vor lan­ger Zeit Ein­ge­wan­der­ten, ken­nen die Schwie­rig­kei­ten der Flücht­lin­ge, wir ken­nen aber auch die Tricks von man­chen un­ter ih­nen. Wir wis­sen von den Vor­be­hal­ten der Deut­schen, von de­nen vie­le hilfs­be­reit sind, aber auch schnell frus­triert, wenn sich Flücht­lin­ge an­ders ver­hal­ten als er­wünscht: un­dank­bar, un­pünkt­lich, un­nah­bar.
Ori­en­ta­li­sche Fa­mi­li­en schwan­ken oft zwi­schen in­ni­ger Um­ar­mung und Streit. Das geht ein­her mit Er­war­tun­gen, For­de­run­gen, Zwang. Hier in Deutsch­land darf nie­mand über den an­de­ren be­stim­men, kei­ner ist dem an­de­ren selbst­ver­ständ­lich ver­pflich­tet. Man kann Flücht­lin­gen ver­mit­teln, dass die ru­hi­ge, sach­li­che Art der Pro­blem­lö­sung hier eine gute Sa­che ist. Dass ein so­zia­les Netz, das Schwä­che­re auf­fängt, eben­so eine Form von So­li­da­ri­tät ist, viel­leicht so­gar die nach­hal­ti­ge­re.
Die Miss­ver­ständ­nis­se be­gin­nen bei den Be­griff­lich­kei­ten. Das Wort »Hartz IV« oder »So­zi­al­hil­fe« wird im Per­si­schen und auch auf ara­bi­schen Schil­dern in deut­schen Be­hör­den im­mer wie­der mit dem Wort »Ge­halt« über­setzt. So ent­steht in den Her­kunfts­län­dern die Vor­stel­lung, dass Deutsch­land je­dem ein »Ge­halt« be­zahlt. Wie sol­len deut­sche Be­am­te den Emp­fän­gern er­klä­ren, dass die­se Hil­fe vor­über­ge­hend sein soll, bis sie eine Ar­beit fin­den? Man­che glau­ben: Wenn sie auf Kos­ten von »Un­gläu­bi­gen« leb­ten, rech­net ih­nen Gott das nicht als Sün­de an. Die Idee der So­li­dar­ge­mein­schaft, in der ein Be­dürf­ti­ger An­spruch auf Un­ter­stüt­zung hat, aber auch die Pflicht, wie­der sein Aus­kom­men zu fin­den, ist weit­hin un­be­kannt und so­mit un­ver­stan­.
Vie­le Deut­sche ha­ben Angst vor dem Is­lam. Aber wenn die Re­li­gi­on die­sen mus­li­mi­schen Men­schen tat­säch­lich so wich­tig wäre, gin­gen sie in ein Nach­bar­land, nicht ins Land der Un­gläu­bi­gen. Die Re­li­gi­on steht also nicht an ers­ter Stel­le der Be­dürf­nis­se. Das ers­te Ziel ist ein bes­se­res Le­ben. Aber wenn die­se Men­schen das Ge­fühl von Fremd­heit nicht über­win­den, fällt ih­nen plötz­lich Gott ein, dann schimp­fen sie über die an­geb­lich bil­li­ge Kul­tur des Wes­tens. Sie ha­ben ja nichts an­de­res, das ih­nen Iden­ti­tät und Halt gibt, es bleibt nur der Glau­be.
Auch die Deut­schen müs­sen da­zu­ler­nen. Ein Deut­scher, der ei­nen al­lein ge­flüch­te­ten Ju­gend­li­chen aus Af­gha­nis­tan oder Sy­ri­en auf­nimmt und för­dert, ver­dient höchs­te Wert­schät­zung. Wenn die ju­gend­li­chen Neu­an­kömm­lin­ge hö­ren, dass der Staat für sie pro Mo­nat meh­re­re Tau­send Euro aus­gibt, glau­ben sie, dass ihr Schutz­pa­tron sich aus fi­nan­zi­el­len Grün­den für sie en­ga­giert. Dar­aus ent­springt manch­mal eine selt­sa­me An­spruchs­hal­tung. Es liegt jen­seits der Vor­stel­lun­gen der meis­ten, dass rei­che Eu­ro­pä­er sich für sie ein­set­zen, ein­fach so. Sie fra­gen sich, was das für ein son­der­ba­res Land ist, das Hun­dert­tau­sen­de Aus­län­der auf­nimmt, sie mit So­zi­al­hil­fe und kos­ten­lo­ser Ge­sund­heits­für­sor­ge ver­sorgt. Wo ist hier der Ha­ken?

Auch die Lie­be wird gänz­lich an­ders ge­re­gelt, die tie­fe Er­fah­rung, dass man je­man­den liebt um sei­ner selbst wil­len, ist äu­ßerst sel­ten. Ein Mann mit tra­di­tio­nel­lem is­la­mi­schen Hin­ter­grund zeigt sei­ne Lie­be, in­dem er Ge­schen­ke macht, be­zahlt, sich küm­mert. Um­ge­kehrt kann da­mit ein Be­sitz­an­spruch ein­her­ge­hen. Wenn sol­che Män­ner ver­las­sen wer­den, ent­steht oft ein Pro­blem. Sie ha­ben nicht ge­lernt, mit Ver­lust um­zu­ge­hen, füh­len sich dann wert­los, ha­ben vor den Freun­den ihr Ge­sicht ver­lo­ren. Des­halb muss der Mann die Frau zu­rück­er­obern, sei­ne Ehre wie­der­her­stel­len, oft mit Ter­ror am Te­le­fon oder Stal­king.
Wenn ein Jun­ge ein Mäd­chen mit Te­le­fon­ter­ror ver­folgt, ist es rat­sam, so­fort die Po­li­zei ein­zu­schal­ten und Alarm zu schla­gen. Lie­ber die Un­ver­sehrt­heit des Mäd­chens schüt­zen als zu den­ken, es wird schon nichts pas­sie­ren. Mäd­chen soll­ten eine Be­zie­hung mit Neu­an­kömm­lin­gen erst mal vor­sich­tig an­ge­hen, Gren­zen set­zen und dem Jun­gen er­klä­ren, wie das hier funk­tio­niert. Sie soll­ten tes­ten, wie ei­fer­süch­tig er ist, ob er ag­gres­siv re­agiert, wenn sie wei­ter­hin ihre Freun­de trifft. Es ist wich­tig, deut­lich zu ma­chen, dass man hier nicht hei­ra­tet, be­vor man eine Aus­bil­dung ab­ge­schlos­sen hat. Die El­tern soll­ten dar­auf be­ste­hen, den Jun­gen ken­nen­zu­ler­nen.
Kin­der in Af­gha­nis­tan und Sy­ri­en wach­sen mit dem Glau­ben auf, der Wes­ten sei schuld an der Zer­stö­rung ih­rer Län­der. Die Men­schen ler­nen, dass der Wes­ten etwa nach Sau­di-Ara­bi­en Waf­fen ver­kauft, an ein Land, von dem es heißt, es un­ter­stüt­ze die Ta­li­ban und den »Is­la­mi­schen Staat«. Auf die­se Wei­se recht­fer­ti­gen Flücht­lin­ge den An­spruch, in Deutsch­land Schutz und fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung zu fin­den. Spe­zi­ell nach Deutsch­land kom­men die Men­schen we­gen des gu­ten So­zi­al­sys­tems. Nie­mand sonst bie­tet Flücht­lin­gen so vie­le Chan­cen.
Ich will die Pro­ble­me, die die­se Zu­wan­de­rung bringt, nicht klein­re­den. Aber wir sind in Deutsch­land un­glaub­lich ver­wöhnt. Wir ha­ben mehr als 80 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, sind ge­bil­det, ha­ben eine funk­tio­nie­ren­de Wirt­schaft, Uni­ver­si­tä­ten. Ver­gli­chen mit ei­nem Land, in dem die Men­schen nichts zu es­sen fin­den, ha­ben wir Lu­xus­sor­gen. Vie­le kri­ti­sie­ren, was Kanz­le­rin An­ge­la Mer­kel ge­tan hat, es macht uns Angst, kos­tet Kraft und Ner­ven. Die Zu­wan­de­rung zwingt uns zur Ver­än­de­rung, aber sie wird die Lü­cken in un­se­rer Be­völ­ke­rung schlie­ßen.
Die Ein­glie­de­rung so vie­ler Men­schen, die jah­re- oder jahr­zehn­te­lang Krieg er­lebt ha­ben, ist eine Form von Kampf. Jun­ge Män­ner aus Kriegs­ge­bie­ten be­ge­hen hier Ta­ten, die sie in ei­nem mus­li­mi­schen Auf­nah­me­land nie­mals wa­gen wür­den. Wenn je­mand dort zum Ver­ge­wal­ti­ger wird oder zum Tot­schlä­ger, wür­de er ge­stei­nigt oder ge­köpft wer­den. Dies ist kein Plä­doy­er für här­te­re Ge­set­ze, aber wir müs­sen sol­che Ta­ten kon­se­quent ahn­den. Der ab­ge­scho­be­ne Asyl­be­wer­ber Ja­mal Mah­mo­di hat sich in Ka­bul das Le­ben ge­nom­men, weil er in Deutsch­land kri­mi­nell und dro­gen­süch­tig ge­wor­den war. Hier hät­te er viel­leicht so recht und schlecht wei­ter­le­ben kön­nen. Sei­nem Va­ter in Af­gha­nis­tan konn­te er so nicht un­ter die Au­gen tre­ten. Dort hat­te Ja­mal das Ge­sicht ver­lo­ren und da­mit sein Le­ben ver­wirkt.
Ei­ner der größ­ten kul­tu­rel­len Un­ter­schie­de zwi­schen ei­ner tra­di­tio­nell-mus­li­mi­schen und ei­ner auf­ge­klär­ten Ge­sell­schaft ist das Kon­zept der Selbst­be­stim­mung. Na­tür­lich wol­len alle frei sein von Re­strik­tio­nen, Be­feh­len und Stra­fen. Aber der Um­gang mit die­ser Frei­heit hier ist sehr kom­pli­ziert.
Vie­le Ein­wan­de­rer ha­ben auch nie ge­lernt, al­lein zu le­ben, sie be­kom­men De­pres­sio­nen, wenn sie nicht mit ih­ren Ver­wand­ten auf­ein­an­der­hän­gen, Blöd­sinn ma­chen und so den Tag ver­geu­den. Sie wol­len kei­ne In­di­vi­dua­li­tät und müs­sen sie doch ler­nen. Erst in der Ein­sam­keit lernt man sich wirk­lich ken­nen. Die­se Kri­se bleibt kaum ei­nem er­spart, sie ist für je­den Ein­wan­de­rer ein ge­fähr­li­cher Mo­ment. Ich selbst habe mich erst von mei­ner Fa­mi­lie ent­fer­nen müs­sen, um an­kom­men zu kön­nen. Das war nicht leicht, in­zwi­schen ha­ben wir uns ver­söhnt.
Die Re­gie­rung macht es rich­tig, den Men­schen Auf­ent­halt zu ge­wäh­ren und Ar­beits­er­laub­nis­se, aber ein Pass ist et­was an­de­res. Der deut­sche Pass ist der Jo­ker, da­für müs­sen die Men­schen auch et­was tun, sonst schät­zen sie ihn nicht. Es wäre nicht fair ge­gen­über den frü­he­ren Mi­gran­ten, die da­für kämp­fen muss­ten.
Es ist auch wich­tig zu ver­ste­hen, war­um ein 17-jäh­ri­ger Flücht­ling sei­ne ers­te deut­sche Freun­din so­fort hei­ra­ten möch­te. In Af­gha­nis­tan oder Sy­ri­en ist man mit 15 Jah­ren kein Kind mehr, vor al­lem auf dem Land ha­ben man­che dann schon selbst Kin­der. Eine Kind­heit, wie wir sie hier ken­nen, gibt es dort nicht. Die exis­ten­zi­el­len Pro­ble­me der Fa­mi­lie wer­den vor dei­nen Au­gen ver­han­delt, die Ge­walt siehst du je­den Tag. Ich war an­fangs furcht­bar ei­fer­süch­tig, als ich sah, wie sorg­los Kin­der hier auf­wach­sen.
Na­tür­lich ah­nen die we­nigs­ten, aus wel­chen Be­weg­grün­den vie­le El­tern ihre Söh­ne und Töch­ter hier­her­ge­schickt ha­ben. Die Kom­man­do­zen­tra­le die­ser Halb­wüch­si­gen ist nicht das Ju­gend­amt oder der So­zi­al­päd­ago­ge, son­dern der On­kel oder Va­ter Tau­sen­de Ki­lo­me­ter ent­fernt. Um den Jun­gen hier­her­zu­schi­cken, ha­ben sie mög­li­cher­wei­se das Haus ver­kauft, ihr Er­spar­tes ge­op­fert, Geld ge­lie­hen. Des­halb di­ri­gie­ren sie die­se Kin­der wie mit der Fern­be­die­nung. Es gibt nur ein Ziel: Sie müs­sen Geld ver­die­nen für die Fa­mi­lie zu Hau­se. Trotz­dem könn­ten ge­ra­de die­se un­be­glei­te­ten Min­der­jäh­ri­gen eine Eli­te­ge­ne­ra­ti­on von Ein­wan­de­rern wer­den, Deutsch­lands Zu­kunft.

Deutsch­land ist jetzt mei­ne Hei­mat. Deutsch­land hat mir die Mög­lich­keit ge­ge­ben, als Frau re­spek­tiert zu wer­den. Aber mei­ne Her­zens­an­ge­le­gen­heit ist es, Ein­wan­de­rer so zu schu­len, dass sie Neu­an­kömm­lin­ge über kul­tu­rel­le Un­ter­schie­de auf­klä­ren, bis die Bot­schaft an­ge­kom­men ist: das Recht auf se­xu­el­le Selbst­be­stim­mung, was Re­li­gi­ons­frei­heit be­deu­tet, wie Ehe und Fa­mi­lie hier funk­tio­nie­ren, wel­chen Stel­len­wert die Ehre ei­nes Men­schen hat und wel­chen die Ge­set­ze ha­ben.

Freitag, August 31, 2018

Lourdes

Ich war in Lourdes, dem Sehnsuchtsort gläubiger Todkranker, Entstellter und körperlich Verkrüppelter in der Hoffnung auf eine Wunderheilung.

Für mich ist Lordes der geographisch definierte Ort mir Furcht einflößender Form der Bigotterie.

Ich halte es nicht lange aus- und nur ein paar Eindrücke fest:

Es wimmelte von Maltesern in martialisch wirkenden, schwarzen Uniformen - zum Teil mit Orden und Abzeichen. Sie kommen aus den dem Westen der USA und ich nicht umhin, eine  gefühlsmäßige Brücke zu schlagen zur zunehmenden Fanatisierung der Evangelikalen in den USA

Dazu das Heer der bedauernswerten Halbtoten, Gelähmten und Behinderten, die, durchdrungen von der Hoffnung auf Spontanheilung, in Karren von berufsmäßigen Leichenbittermienen vor die verkitschte Stätte des Wunders geschoben werden, wo sie unterwürfig eines persönlichen Erlösung von ihrem Leid harren, die nicht eintreten wird.

Als ich GARMIN, mein Navigationssystem, zu Rate ziehe, um aus dem klebrigen Sumpf der Scheinheiligkeit heraus zu finden, erschrecke ich richtig gehend: Er zeigt mir eine solche Dichte an Hotels und Unterkünften, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es an irgendeinem Ort der Welt mehr Hotels auf so wenigen Quadratkilometern geben kann.

Und langsam erschließt sich mir das eigentliche Wunder von Lourdes:
Es dient nicht den Hilfe Suchenden sondern in erster Linie den Bewohnern der Region und ihren Zulieferern: Die gläubige Einfalt als Opfer eines reibungslos funktionierenden Netzes wirtschaftlicher Interessen von Kirche, Transport-Unternehmern, Bewirtungsgewerbe und Devotionalienhändlern. Und damit das System funktioniert, muss gelegentlich eine neue, zusätzliche Krücke an die Wand gehängt werden:

Lourdes, ein geniales Marketing-Konzept.
Als einfach ekelhaft, menschenverachtend und infam empfinde ich die institutionalisierte Bigotterie zur Aufrechterhaltung eines Ausbeutungssystems der besonderen Art - sozusagen mit kirchlichem Segen.

Zeitumstellung

Lügenpresse?

Es ist kein Schaden angerichtet - das Thema gibt‘s nicht her. Und dennoch hier ein typisches Beispiel für ‚verantwortliche‘ Pressearbeit:
Heute empfängt mich n-tv mit dieser Meldung: 


image


Ich habe dazu keine dedizierte Meinung, will sagen, mir is wurscht. Aber mich interessiert schon, wer denn diese Europäer sind und ich recherchiere.
Zunächst meldet n-tv selbst im Text, dass 80% derer, die sich beteiligt haben, gegen die Zeitumstellung votiert haben. 
Eindrucksvoll, denke ich, sehr überzeugend! Wow, hätte ich nicht gedacht.
Ich lese weiter: 4,6 Mio Menschen haben abgestimmt. 80% von den 4,6 Millionen haben dagegen gestimmt, (also knapp 3,7 Mio).
Aha, denke ich, 80% klingt überzeugend eindrucksvoll, aber 80% von 4,6 Millionen? Europa hat doch über den Daumen gepeilt 500 Millionen Bürger? Da sind die 4,6Mio die abgestimmt haben weniger als 1%! Und 80% dieses knapp 1% sind gegen die Zeitumstellung?
Man muss schon dumm, bösartig, manipulativ, voreingenommen oder alles zusammen sein und keinesfalls den Ruf der Glaubwürdigkeit und Seriosität verdienen, wenn man daraus die Schlagzeile Europäer lehnen die Zeitumstellung ab! konstruiert, oder?
Es geht aber noch genauer. Bayern 1 meldet im Radio dazu: 64% derer, die abgestimmt haben, also knapp 3 Mio der Europäer, die abgestimmt haben, sind Deutsche. 
Ich rechne wieder: 3,7% der Deutschen Bevölkerung war an dem Thema aktiv interessiert. Von überschlägig 80 Millionen Deutschen haben also knapp 3 Millionen abgestimmt. 
Von den anderen 420 Millionen Europäern haben sich nur 1,6 Millionen an der Abstimmung beteiligt, das sind müde 0,38%.
Zusammengefasst haben sich von den rund 500 Mio Europäern gerade mal unwesentliche 0,74% gegen die Zeitumstellung ausgesprochen
Und die Presse - im Heutejournal wurde die Aussage plump wiederholt - macht daraus: 

Europäer lehnen Zeitumstellung ab.

Zwar keine Lügenpresse, aber ganz nah dran, würde ich sagen.
NACHTRAG.
Es kommt noch dicker. Gerade, Freitag 31.08.2018, 09:10 Uhr, meldet Spiegel online:
‚EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker legt sich fest: Nachdem viele Bürger in der Union sich dafür ausgesprochen haben, die Umstellung wieder abzuschaffen, werde das nun auch gemacht, sagte er im ZDF. Er werde in der Kommission für die Abschaffung werben.
“Das werden wir heute beschließen”, sagte er mit Blick auf die laufende Kommissionsklausur. Es wäre sinnlos, die Menschen erst zu einem Thema zu befragen, und dann, wenn es einem nicht passe, dem nicht zu folgen. In einer EU-Umfrage zur Sommerzeit hatten sich mehr als 80 Prozent der Teilnehmer dafür ausgesprochen, die Zeitumstellung abzuschaffen.‘

So, liebe Leser, werden wir Wähler ständig verarscht - anders kann man das nicht nennen. Und kaum einer merkt‘s.

Montag, August 27, 2018

Wer muss sich wem anpassen?

Donnerstag, August 16, 2018

Imad Karim


Imad Karim ist ein libanesisch-deutscher Regisseur, Drehbuchautor und Fernsehjournalist. Er ist seit Ende 1977 in Südwestdeutschland ansässig.

Ich poste hier sein melancholisches Essay über die einwandernden jungen Männer, über die orientalische und afrikanische Zuwanderung.

...bitte ich heute um Vergebung!
Bäume weinen, man wird sie nach euch verdursten lassen. Steine heulen, man wird sie bald auf Frauen und Homosexuelle werfen. Flüsse trocknen, man wird sie nach euch in Kloaken verwandeln.
Diese jungen Männer werden mehrheitlich niemals eine Bindung zu Deutschland, zu seinen Bäumen, zu seinen Steinen und zu seinen Flüssen haben, denn sie haben zu den eigenen Bäumen, eigenen Steinen und eigenen Flüssen nie eine Bindung gehabt.
Sie kommen als wilde Eroberer um zu brandschatzen und nicht mal das ist ihnen bewusst. Sie handeln instinktiv, weil sie ihr lebenslang um‘s Überleben kämpften. Sie handeln aggressiv, weil sie spuren, ahnen und wissen, sie treffen auf eine Gesellschaft ein, die verlernt hat, sich wehrhaft zu zeigen.
Sie wollen Teilhabe ohne Teilnahme.
Sie haben leider nicht die kognitiven Fähigkeiten, die vorgefundenen wunderbaren Strukturen weiterzuentwickeln. Sie kommen um nicht aufzubauen, sondern um zu zerstören.
Kämen Merkel und alle Befürworter dieser "humanen" Seenotrettung, Grenzöffnung und "Refugees-welcome-(un)Kultur eines Tages aus dem Totenreich zurück, würden bitter weinen wollen, werden jedoch weder Augen noch Tränen besitzen.
Man tötet ein ganzes Volk, das nichts anders will, als ein Leben in Sicherheit, Freiheit und gegenseitiger Achtung. Man zerstört eine großartige Hochkultur, der die Menschheit alles verdankt.  Und man liefert sich freiwillig dem Steinzeitalter aus.
Diese Völkerwanderung hilft Niemandem und schadet allen. Diese bereits in ihren Heimatländern entwurzelten jungen Männer werden in Europa noch einmal entwurzelt. Sie werden fordern und fordern. Und wenn sie sich wieder in der ihnen vertrauten Sackgasse wiederfinden, werden sie sich radikalisieren und ihren virtuellen Gott anrufen, ihnen zum Endsieg zu verhelfen.
Nein, sie sind keine Pioniere, die etwas neues aufbauen wollen, sondern Zerstörer, die zerstören wollen, was Einheimische in Jahrhunderten mühsam aufbauten. Sie zerstören, weil das ist die einzige Fertigkeit, die sie lernten.
Nein, sie lassen ihr Elend nicht in ihrem "Flüchtlings"-Boot zurück, auch nicht ihren Hass oder ihren Fanatismus. sie landen auf europäischen Stränden und schleppen die Gründe mit, die sie veranlassten, ihre angestammten Heimatländer zu verlassen.
Diese Nordafrikaner, genau wie Syrer, Iraker, Afghanen und und und haben in ihren Ländern selbstverschuldet oder nicht selbstverschuldet, versagt, eine zivile Gesellschaft aufzubauen, weil sie mehrheitlich zwischen den 1400 Jahre alten toxischen Scharia-Texten leben und sterben. Nicht wenige von ihnen werden hier Dauergäste unserer Gerichte werden und für Hochkonjunktur bei Anwälten, Dolmetschern, Psychologen, und Sozialarbeitern sorgen.
Die UNO, EU, Amnesty und viele NGOs haben sich zu Gesinnungszentralen entwickelt. Sie sprechen diesen "Flüchtlingen" die Eigenverantwortung im Bezug auf Geburtenkontrolle, Bereitschaft zur Bildung, Ehrlichkeit, Achtung vor dem Anderssein, vor Frauen und anders sexuell orientierten Menschen ab und verbieten gleichzeitig den Aufnahmegesellschaften, sich gegen diese für alle zerstörende Migration zu wehren. Es sind dieselben Weltorganisationen,  die sich scheuen, die reichen islamischen Ländern aufzufordern, "Flüchtlinge" aufzunehmen.
Das ist nicht nur der schmutzigste Deal des 20/21. Jahrhunderts, sondern das ist ein verheerender, irreparabler,  als "Deal" getarnter Genozid.
Mit euch sterben die Bäume, die Steine und die Flüsse, aber auch die Politiker, die auf eure Abschaffung hinarbeiteten, denn es wird niemanden mehr geben, der ihnen ihre Diäten finanzieren wird.
Mit euch stirbt Deutschland, in dessen Schutz ich mich 41 Jahre frei entfalten konnte und 80% von euch wollen es nicht glauben.
Wenn wir gehen, hinterlassen viele von uns Kinder und Enkelkinder. Bei diesen bitte ich heute um Vergebung!



Mittwoch, August 15, 2018

Wohnraum-Not in Berlin

Es mag ärgerlich sein, in Berlin keine Wohnung zu den gewünschten Preisen mieten zu können. Aber im Kern gilt halt noch immer: wenn es mein aktueller Lebensraum nicht her gibt, muss ich mir einen anderen suchen. 


Das trifft auf Wohnen zu wie auf Arbeiten.


Wir haben uns angewöhnt es für ein Naturgesetz zu halten, dass es Sache des Staates, also der Allgemeinheit, ist, jedem Individuum sein Bett zu machen und empört zu sein, wenn er das nicht tut. Diese Haltung, die inzwischen in fast allen Bereichen Allgemeingut ist, löst nichts dauerhaft, hat noch nie etwas gelöst, hat nur immer vorgegaukelt, etwas zu lösen. So gesehen war die DDR ein Versuch wert.


Gelernt haben wir daraus nichts, denn unsere Mentalität der Versorgungserwartung durch den Staat via Mietpreisbremse, Enteignung oder bedingungsloses Grundeinkommen etc. haben wir übernommen. Wir sind dabei, den alles regelnden Staat auszubauen.


Aber zur Mietsituation in Ballungsräumen am konkreten Beispiel Berlin, einem übrigens nur bedingt prototypischen Beispiel, das, wie so oft, die Tatsache unterstreicht, dass Berlin sich für den Nabel der Welt hält und Berliner Verhältnisse für charakteristisch für die ganze Republik wahrgenommen werden. Von Politik und Medien.


Berlin hängt am Tropf, weil es keine ausreichenden wertschöpfenden Arbeitsplätze hat. Wenn jeder dem Nachbarn die Haare schneidet sind alle in einer 100% Dienstleistungsgesellschaft vollbeschäftigt. Das Geld wird umgewälzt, Mehrwert wird allerdings nicht geschaffen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. 


In diesem bedürftigen Wirtschaftsraum hat Herr Wowereit einst mit seinen Fundamentalaussagen ‚Ich bin schwul, und das ist gut so‘ und ‚Berlin ist arm, aber sexy, Werbeaussagen getroffen, um die ihn die Werbebranche beneiden müsste.


Nach Berlin mit einer schwierigen Urbevölkerung - und ich meine nicht die ‚Bio-Berliner‘, sondern die Melange aus DDR-geprägten Bürgern, den über die Jahrzehnte angesammelten ‚Wehrdienstflüchtlingen‘ aus dem Westen und einer sich ungestört entwickelnden muslimischen Community, aufgehübscht durch Lobbyisten und den Medientross im Dunstkreis der Bundesregierung - strömten nun all diejenigen aus der Republik, denen geordnete Lebensverhältnisse suspekt sind. Und  Menschen, die sich im Chaos wohl fühlen, den sie kreativ nennen, bunt und lebenswert - bis auf die Wohnsituation. 


Berlin, Stadt ohne Sperrstunde, gebiert das Berghain, die links-Grüne Regierung toleriert rechtsfreie Räume und bietet bunte Lebensräume zum Testen gesellschaftlicher Gegenmodelle und das WC für die, die nicht wissen, was Geschlechts sie sind.


Und die Bürger dieser Stadt leisten sich dann noch den Luxus einer Experimentierküche für ideologisches Regierungshandeln: Überzeugung schlägt Vernunft - der Mix ist ineffizient, weil die Regierung ineffizient ist.


Was folgt?


Berlin (und Duisburg) gereicht es zur sozialen Ehre, die meisten Empfänger staatlicher Transferleistungen zu beherbergen. Die humane Überzeugung, diesen Bürgern und den expressis verbis erneut eingeladenen Weltbürgern aus Afrika und dem vorderen Orient, bezahlbaren Wohnraum in besten Wohnlagen anbieten zu müssen und so Teilhabe zu sichern, gestaltet sich schwierig. 


Wie übrigens durchaus vorhersehbar.


Wenn diese christliche Absicht nun auch noch realisiert werden soll, ohne eben diesen Wohnraum bereit zu stellen, kommt es zu überraschenden Engpässen. Knappes Gut ist teuer und der Griff in die sozialistische Werkzeugkiste offenbart:


Weder Mietpreisbremse noch Enteignungen schaffen Wohnraum, sondern nur der Bau zusätzlicher Wohnungen. Und zwar solcher, bei denen die Mieteinnahmen weder die Errichtung noch die Erhaltung finanzieren, denn diese Menschen haben ja kein Geld für kostendeckende Mieten. So ist das in einem ineffizienten Lebensraum, desen Werbeslogan arm aber sexy lautet und in dem wirtschaftliche Grundgesetze durch soziale Gerechtigkeit ersetzt werden sollen. Das ist wie Brückenbauen nicht nach statischen, sondern nach esthätischen Gesichtspunkten. Die sind zwar schöner, tragen dummer Weise aber nicht. 


Dumme Sache, das. Da wird das verhasste, weil CSU-regierte, Bayern wohl zukünftig noch etwas tiefer in die Tasche greifen müssen….


Mein Tipp für Dich, Wohnungsuchender in Mitte Berlin oder Kreuzberg, klage nicht, empöre Dich nicht, fordere nicht - verwende Deine Energie und finde einen Lebensraum, der Deine Bedürfnisse optimal bedient.


Vielleicht in Bayern auf dem Land - da gibt es Jobs und preiswerte Wohnungen und attraktives Umland dazu.



Dienstag, August 14, 2018

Einwanderer ja, bitte. Aber.....

Ich habe nichts gegen Zuwanderung, nichts gegen Zugewanderte, seien sie schwarz, weiß, farblich changierend, grün, violett usw. Ich bin kein Rassist, auch wenn ich in der Aufzählung tabuisierte Begriffe wähle, weil ich mich nicht verkrampfen will im Bemühen, von selbsternannten Spach-Zensoren auferlegt Worthülsen zu verwenden. Ich denke, man versteht mich auch so.

Wie gesagt, ich habe nichts gegen Zugewanderte.

Aber ich habe Erwartungen, die sie erfüllen sollten. Erwartungen, die über das Selbstverständliche - die Einhaltung von Gesetzen, Geboten und Verboten - hinaus gehen.

In Europa hat sich in langer, blutiger Geschichte die Form des Lebens und Empfindens, des sich Verhaltens und sich Begegnens entwickelt, die wir Kultur nennen, die sich in der jeweiligen Lebensart niedergeschlagen haben. Teilweise variierend in den einzelnen Europäischen Nationen und Landstrichen, aber immer auf dem Hintergrund gemeinsamer Europäischer Macht-, Religions- und Geistesgeschichte. Das ist nicht anders als in anderen Kulturkreisen der Welt auch.

Ich will, dass das erhalten bleibt, sich evolutionär weiter entwickelt. Und ich will nicht, dass das Ergebnis dieses geschichtlichen Prozesses verfälscht wird, weil Europäische Politiker zulassen, dass unkontrolliert Menschen aus anderen Kulturkreisen einwandern und ihre Lebensart weiter leben und erwarten, dass wir Platz dafür schaffen, uns selbst zurück nehmen und letztlich den ganzen Prozess der Selbstaufgabe bis hin zur Durchsetzung dieser Ansprüche mit Hilfe unseres toleranten Rechtssystems auch noch finanzieren.

Meine Erwartungen richten sich nicht nur auf die Anerkennung und den Respekt vor unserer Lebensart; ich erwarte aktives Bemühen der Zugewanderten, sich diese Lebensart so gut und so zügig wie möglich anzueignen, nichts unversucht zu lassen, in diesem Sinn Europäer, Franzose, Deutscher oder Italiener zu werden und alles zu tun, damit die eigenen Kinder über Spracherwerb und Schulbesuch unverwechselbarer Teil der aufnehmenden Gesellschaft werden können.

Für mich spielt Religionszugehörigkeit dabei keine Rolle - jeder mag glauben, was er will - so lange die Religion nicht fanatisch ausgeübt wird, die Bürgerrechte der Religionsangehörigen nicht durch religiöse Vorgaben einschränkt werden und so lange Religion nicht benützt wird, um im Schutz der grundgesetzlich gewährten Religionsfreiheit Sonderrechte und kulturelle Verhaltensweisen in der Öffentlichkeit durchzusetzen.

Und ich erwarte von unserer Politik und unserem Staat, Einwanderung mit diesem Ziel, human und mit dem Wissen um die Verantwortung für unser Land und kritischem Sinn für Realität erfolgreich zu steuern.

Ach ja, noch was: Ich erwarte von Zugewanderten, dass sie sich unserer Gesellschaft dadurch erkenntlich zeigen, dass sie nach einer angemessenen Startphase ihren Lebensunterhalt dauerhaft aus eigener Arbeit bestreiten.

Sonntag, August 12, 2018

Ich verstehe die 'Migrations-hater'

In den digitalen Medien von Facebook bis in die Kommentare in der Welt- und Spiegel-online explodiert die unqualifizierte Wut gegen Immigranten, Medien und Politik pauschal und vorurteilsbeladen, widerspruchsresistent und krass in der Wortwahl.

Manchmal ertappe ich mich dabei, auch einfach einzustimmen und drauf zu hauen und entschuldige mich dann damit, dass es auf mein Rauskotzen letztlich im Chor der Vielen auch nicht mehr ankommt.

Warum ist das so, was ärgert mich eigentlich, dass ich mich unkontrolliert und im Bewusstsein, bar jeder Erkenntnis und Vernunft - ich behaupte auch gegen meine gelebte Haltung - derart die Sau raus zu lassen? 

Natürlich ist da das Medium als solches, was das zulässt, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Aber das ist nicht die Ursache, es ist mein Instrument. Die diversen Plattformen bieten darüberhinaus die berauschende Möglichkeit, die ewige soziale Kontrolle, die das Zusammenleben nun mal fordert, zu ignorieren und ein Ventil zu öffnen, erzwungen Angestautes abzulassen. Und sich verstanden zu fühlen von den Vielen um einen herum, denen es nicht anders geht.

Ich empfinde, dass der soziale Wohlverhaltensdruck zugenommen hat. Ich darf nicht mehr Negerkuss sagen, nicht mehr Zigeuner. Von mir wird erwartet, dass ich Homo-Ehen gut finde und gendergerecht spreche und schreibe. Ich soll zustimmen, wenn Kampagnen gefahren werden, die mir Nazigedankengut unterstellen, wenn ich es nicht gut finde, dass Kinder mit Downsyndrom geboren werden, sondern für Abtreibung bin, wenn sich das im frühen Stadium verhindern lässt. Ich empfinde es als krank, wenn Leute verratzte Hunde aus Bulgarien oder Spanien einfliegen, um ihnen hier ein Schönes Leben zu ermöglichen, weil ich überzeugt bin, dass es sich dabei um einen Akt der Selbsttherapie handelt und die Tiere sozusagen instrumentalisiert werden. Mit diesen Äußerungen decouvriere ich mich als Unmensch. 

Ich könnte endlos so weiter machen.

All das und viel mehr darf ich nicht. Ich muss unterdrücken will ich von ernst zu nehmenden Leuten ernst genommen werden. Das geht nicht nur mir so. Das geht Journalisten so und Politikern, einfach Allen, die sich außerhalb ihres unmittelbaren Bekanntenkreises äußern.

Bekennen Sie mal als jemand, dessen Äußerungen man in der Öffentlichkeit wahrnimmt, dass Sie gegen die selbsternannte Seenotrettung im Mittelmeer sind. Oder dass Sie meinen, die EU müsse ihre Grenzen rigoros kontrollieren und jeden abweisen, den sie nicht durch lassen will. Sie sind ein toter Mann (muss ich jetzt /Frau schreiben?), schlimmer noch ein Nazi und machen die AfD stark. Klappe zu, Affe tot.

Und deshalb habe ich Verständnis für die Hater, die zu wüstesten Formulierungen greifen. Es sind Menschen, wie ich, die nur bedingt verstehen, welche Kräfte wirken, was mit ihnen geschieht, die aber keine Antworten bekommen, selbst wenn sie fragen. Und wenn sie Antworten bekommen, sind sie unverbindlich, wie die Politik, unpräzise und verschleiernd. Und dann lospoltern, die angestaute Wut raus lassen an Allem, was im Weg steht, Jedem, dem sie die Schuld geben. Der Merkel, der Lügenpresse, den Linken, den Grünen, den Immigranten.

Ich nehme die Migration und die Integrationssituation, ein Thema das mich selbst enorm umtreibt, plakativ als Beispiel - formuliere nicht als Hater, sondern als jemand, der sein Unbehagen für sich selbst zu ergründen sucht.


Mich wundert nicht, dass die Menschen angesichts der durchaus als aggressiv wahrgenommenen Forderung - zumal durch Zuwanderung aus dem Islamischen Kulturraum - unsere eigene Lebensart zurück zu stellen zu Gunsten von Verhaltensweisen, die unseren diametral entgegen stehen, deutlich ablehnend reagieren. 

Und wenn nun sichtbar wird, dass die mediale Öffentlichkeit und die Politik, die Besorgnisse von Betroffenen klein redet, dann darf man sich nicht wundern, dass der Ton rauher wird. 

Wenn man dann noch erkennt, dass unser Rechtssystem - aus und für unsere europäische  Binnenkultur entwickelt und auf die hier herrschenden Verhaltensmuster zugeschnitten - keine Regeln zum Umgang mit den Verhaltensmustern anderer Kulturen und deren gelebtem Rechtsverständnis anbietet, sich die Politik gleichzeitig als uneins in Grundfragen kultureller Lebensart zeigt und hilf- und wehrlos wirkt, dann wird’s schwierig.

Es gibt inzwischen unzählige Fälle in denen Verhaltensweisen aus anderen Kulturkreisen hier bei uns gelebt werden, für die unser Rechtssystem keine Entsprechung findet oder Sanktionierungsmöglichkeiten hat. Und polizeiliche Ermittlungsansätze an Grenzen stoßen, die unser Recht den Ermittlungsmethoden setzt (Vielehe nach islamischem Recht oder Mädchenbeschneidung etc.) 

Wenn nun noch europäisches, meist nicht demokratisch legitimiertes Recht übergeordnet eingreift und sich Politiker dahinter verstecken, um sich selbst nicht außerhalb des Mainstreams exponieren zu müssen, so ist das nicht gerade vertrauensbildend. Merkel verhält sich so gesehen in der Migrationsfrage prototypisch.

Wenn dann letztlich das Selbstverständlichste jedes Staatswesens, die Grenzsicherung, durch moralische Appelle zu Gunsten all derer aufgehoben wird, die von Wohlmeinenden pauschal als Flüchtlinge, also per se schutzbedürftige eingestuft  werden, unabhängig woher und aus welchem Motiv sie die Grenze überschreiten, und sei es mit Gewalt oder widerrechtlich, dann ist es nicht weit hin zur Überforderung der Toleranz.

Und wenn nun Menschen aus den unerschöpflichen Vermehrungsquellen Afrikas den Flüchtlingsstatus reklamierend über das Mittelmeer strömen, und Frau Merkel an die Stelle von Maßnahmen wieder nur Bemühungen um europäische Solidarität stellt, schrumpft das Verständnis völlig.

Dass da zuverlässig im Lauf der Zeit Hilfsbereitschaft in Hass, Urteil in Vorurteil  umschlägt, liegt auf der Hand.

Freitag, August 10, 2018

Leben und Sterben

Ich tummle mich zunehmend zwischen den Leserkommentaren, ein attraktives feature, das die WeLTonline anbietet.
Heute bekräftigte und begründete Professor Ezekiel Emanuel, Onkologe und Bioethiker, im Interview seine Aussage, nicht älter als 75 Jahre alt werden zu wollen. Hier nachzulesen.
Das hat mich angeregt, über meine Haltung zu meinem Alter nachzudenken.


Ich bin 80 und bilde mir ein, fit zu sein. Ohne ein Endalter für mich zu definieren, habe ich mich in Sachen Gesundheitsfragen ähnlich verhalten, wie Ezekiel Emanuel. 

Meine Grundeinstellung war und ist anhaltend auf den Punkt gebracht: Gesund sein ist normal. 

Folglich keine Vorsorgeuntersuchungen, kein auf das Erhalten meiner Gesundheit gerichtete Lebensführung, sondern ein Leben ohne Exzesse orientiert an meinen Bedürfnissen, an meinem Wohlgefühl. Bis zum 47. Lebensjahr 40 - 60 Zigaretten am Tag, dann aufgehört, weil es mich geärgert hat, dass mich die Sucht im Griff hatte. Zum Arzt nur, als ich mein Bein gebrochen hatte. Alle üblichen Wehwehs von Grippe bis Windpocken, mit denen ich mich bei meinen Kindern angesteckt hatte, und alles dazwischen habe ich ohne Arzt mit Hausmittelchen zu Hause erledigt. Kein angeblich Lebensfreude und -Zeit verlängernder Sport, kein Fitnessstudio, keine Wassergymnastik. 😁

Heute, mit 80, bin ich mir klar darüber, dass ich in die ‚natürliche Todeszone' eingetreten bin. Hinter mir liegt ein langes, harmonisches Leben - fast 45 Jahre mit der gleichen Frau verheiratet, 3 'gelungene' Kinder und ein erfülltes und weitestgehend selbstbestimmtes, beruflichen Leben. 

Ich bemerke das Nachlassen meiner Fähigkeiten: die körperliche Beweglichkeit nimmt ab und die Geschicklichkeit. Meine Auffassungsgabe lässt nach. Wenn ich meinen Kindern, voll im Saft stehend, zuschaue, erkenne ich das im Vergleich. 

Mein Glück ist es, dass mich eine selbst gewählte, ernsthafte, berufliche Aufgabe anhaltend fordert und zwingt, meine Erfahrungen mit dem Zeitgeist zu verbinden. 

Irgendwann läuft mein Leben aus - ich hoffe ohne Belästigung meiner Frau und meiner Kinder und tunlichst schmerzfrei. Lebensverlängerung - nein danke. Ich hatte ein tolles Leben - besser wird‘s nicht. 

Nach einem eigenverantwortlich und gemeinschaftsdienlichen Leben erwarte ich von der Regierung das Recht auf eine wohlschmeckende Medizin, die ich einnehmen kann, wenn ich nicht mehr aufwachen will, um gegebenenfalls nicht gezwungen zu sein aus dem Fenster zu springen oder mich vor den Zug zu werfen.

Das ist human - nicht die derzeit von Politikern und selbsternannten Ethik-Gurus als verantwortlich beschlossene Entmündigung des Individuums, wenn es auf das Ende zugeht. Dieses Recht über mein Ende zu bestimmen, habe ich ihnen nicht erteilt.