Sonntag, September 14, 2008

Wie doof sind wir eigentlich?

Sie mailen über google, hotmail, yahoo, web, gmx?

Wenn Sie das direkt über ihren Browser tun, ist die Anmeldemaske unweigerlich eingebettet in Werbe- und News-Botschaften, die um Ihre Aufmerksamkeit buhlen. Teaser – man könnte sie mit der Gaumenproben der attraktiven Promoterin im Supermarkt vergleichen, die Sie mit einem Käse-Häppchen zum Kauf verführen soll – Teaser, gerne Horrormeldungen oder halbnackte Busenschönheiten, meist aber das Versprechen, etwas umsonst erwerben zu können, sollen uns verführen zu verharren und in die weiterführende Tiefe zu klicken.

News-Feeds sollen wir als festen Bestandteil in unser Bildschirm-Bestands-Reservoir einbauen. Immer informiert – immer am Puls des (un-)wesentlichen Weltgeschehens, dargestellt am Leben von C-Promis.

Ich persönlich empfinde das als beleidigend.

Unterstellt man mir doch den Entwicklungsstand eines debilen Sechsjährigen mit überbordender Libido, dessen Weltbild von der Vorstellung geprägt ist, dass lüsterne, mandeläugige, allzeit willfährige Jungfrauen darauf warten, ihn zu verwöhnen und kostenlos mit allem zu überschütten, was die Werbung so an Konsumträumen implantiert hat.

Nun denn, man kann sich ja - zumindest bei web - davon weitgehend durch Mitgliedschaft im Club freikaufen - ich zahle gerne die 5 EUR im Monat für den werbefreien Eingang; die Werbemails kann man ja gleich in den Papierkorb umleiten.

Aber Aufmachung und Teaser auf den login-Seiten der Mail-Provider pflegen ihr von mir als beleidigend empfundenes Auftreten sorgfältig und aufwändig weiterhin. Offensichtlich bewährt es sich, erfreut sich wachsender Beliebtheit und ich neige seit dieser Erkenntnis dazu, meine Achtung vor meinen Mitbürgern zu überdenken!

Man weiß ja schließlich, dass diese Mail-Provider den kostenlosen Mail-Service über den Verkauf von Werbeflächen finanzieren. Das Geschäftsmodell klappt nur, wenn die Werbe-Teaser häufig, also von ganz, ganz vielen Mail-Kunden angeklickt werden. Es muss also ganz ganz viele user geben, die eben zu jener Gruppe gehören, der mich zuzurechnen ich oben als beleidigend empört zurück gewiesen habe.

Aber irgendwie frage ich mich seither, wenn ich so durch die Stadt oder durch einen Einkaufstempel schlendere, ob die, die mich da umgeben, meine Mitmenschen, denn so sind, wie es die Mail-Portale unterstellen?

Ich fürchte: Ja, in der Mehrheit....