Freitag, November 13, 2015

Verantwortung und Schuld - hier am Beispiel der Flüchtlinge.

Europa, spezifisch Deutschland, trägt die Verantwortung und Schuld an den ertrunkenen Menschen, die in unzureichenden Boote versuchen über das Mittelmeer Europäische Küsten zu erreichen.

Diese Feststellung, so empfinde ich das, wird in den Medien wiederholt, als sei die Allgemeingut. 

Ich habe mich gefragt, warum ich diese Auffassung nicht teile, warum ich zwar ein Grund-Mitleid mit den Betroffenen, aber keine Verantwortung für das Geschehen auf dem Mittelmeer empfinde, keine Schuld angesichts der Ertrunkenen übernehme.

Der Behauptung, wir müssten uns alle schuldig fühlen und zwar nicht weil wir etwas getan haben, sondern weil wir andere nicht daran gehindert haben, etwas aus unserer Sicht Unverantwortliches zu tun, widerspreche ich.

So allgemein mag dieser Standpunkt christlich sein - für mich gilt er so nicht.

Mir stellt sich eher die Frage nach der Verantwortung der Eltern, die sich und ihre Kinder im Bewusstsein der tödlichen Gefahr in der Türkei in erkennbar untaugliche Boote setzen, in einem Land, in dem sie nicht unmittelbar an Leib und Leben bedroht sind. Wer sein eigenes Leben sehenden Auges und ohne gleichermaßen große Bedrohung im Nacken in Gefahr bringt, ist für die Folgen selbst verantwortlich.

Eine grün-evangelische politische Strömung, - gedeckt durch Gauk (Bundespräsident und Pastor), Merkel (Bundeskanzlerin und Pfarrerstochter) und Döring-Eckart (Fraktionsvorsitzende der Grünen und exponierte Theologin), gestützt vom gefallenen Engel Käßmann (ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche) - hält uns den Spiegel vor, betreibt unter gekonntem Einsatz der Medien die Pflege eines Bildes vom guten Deutschen und überzieht in der Wirkung all diejenigen mit Gesinnungsterror, die diesem Bild des für alles verantwortlichen, reuigen, allzeit schuldübernahmebereiten Deutschen nicht entsprechen wollen.

Sie propagieren das Bild des verantwortlichen Europa, das sich schuldig macht, wenn es die Flüchtlinge nicht rettet, aufnimmt, versorgt und integriert. Und zwar grenzenlos in jeder Hinsicht - auch hinsichtlich der Folgen für unsere Gesellschaft. (Ich nenne diese Haltung realitätsfern und verantwortungslos.)

Warum folgen wir diesem Bild, dieser Vorgabe? Und wenn wir es nicht tun, warum meutern wir nicht? (Aktuelle Umfragen haben ergeben, dass sich inzwischen gut 70% aller Bürger nicht trauen, ihre Meinung in der Flüchtlingsfrage frei zu äußern. Das sollte zu denken geben.)

Die Bereitschaft, dieser Behauptung Raum zu geben und sich ein schlechtes Gewissen von denjenigen aufzwingen zu lassen, die sie aussprechen, scheint mir ein Relikt aus der Zeit, in der Deutsche den Holocaust betrieben und die Mehrheit ihn nicht verhindert haben. Wir sind - erfreulicher Weise - sensibilisiert, wenn Unrecht geschieht auf der Welt und das ist gut so.

Aber wir haben unser Gleichgewicht noch nicht wieder gefunden, stimmen all zu schnell zu, wenn uns Schuld und Verantwortung zugeschoben werden, haben den Maßstab verloren, der uns hilft objektiv zu bemessen, wann wir tatsächlich Verantwortung tragen, wann wir uns wirklich schuldig zu machen drohen. 

Wir Deutschen wollen geliebt werden um jeden Preis, wir haben die Haltung des Reuigen Sünders eingenommen. Immer bereit, Buße zu tun.

Solange das mit Geld zu erledigen war, war alles ok.

Jetzt geht es aber um unsere Identität. Nicht als Germanen, nicht als Deutsche sondern als Bürger einer durchaus von Herkunft heterogenen Gesellschaft, die sich erfolgreich so organisiert hat, dass weitgehend Gerechtigkeit, Rechtssicherheit, Freiheit, Gleichheit, Gleichberechtigung und Solidarität in Wohlstand herrschen. 

Mir geht die deutsche Neigung auf den Keks, immer am schnellsten und lautesten die Verantwortung für jeden Scheiß zu übernehmen, der irgendwo auf der Welt passiert, die Schuld auf uns zu laden, wenn menschlicher Wahnsinn zu Unmenschlichkeiten führt. Sozusagen prophylaktisch hier! zu schreien, wenn ein Schuldiger gesucht wird. 

Und mir gehen die auf den Keks, die sich berechtigt fühlen, mir das abzuverlangen und bereit sind, mich als inhuman zu tadeln, wenn ich diesen Vorgaben nicht folge.




Keine Kommentare: