Der Leitartikel in der ZEIT Nr. 17/2013 titelt:
Frank Drieschner fragt (staunend?): Wie kommt es, dass sich in Deutschland so viele Menschen mit der ungerechten Vermögensverteilung abfinden?
Seine Ausführungen las ich als ein Herumirren im Schlagwort- und Themen-Dschungel auf dem Markt der aktuellen Veröffentlichungen mit der Schluss-Feststellung: Bislang haben die Bürger so getan, als sei ihnen das (die Vermögensverteilung in Deutschland) egal. Sie können es auch ändern.
Untertitel und Schlusstatement unterstellen, dass die Empfindungen der Bevölkerung den statistisch belegten Statements folgen sollten und sich Empörung auf dem Hintergrund der Wahrnehmung schreiend ungerechter Vermögensverteilung Bahn brechen sollte. Diese Erwartung folgt der medialen Mainstream-Verlautbarung die da lautet: Die Vermögen sind ungerecht verteilt, empört euch und unterstützt Steuererhöhungen und zusätzliche Steuern für die Vermögenden.
Aber vielleicht übersehen Herr Drieschner und die sich der sozialen Gerechtigkeit verschreibenden Medien in den Elfenbeintürmen ihrer mathematisch belegten Erkenntnisse und gegenseitigen Bestätigung etwas Wesentliches. Ein Rückblick auf die RAF könnte vielleicht erhellen: Sie hat ihren Kampf um soziale Gerechtigkeit auf dem Hintergrund der Unzufriedenen einer Arbeiterklasse konzipiert, die es nicht gab.
Erklärt sich die Gelassenheit der Bevölkerung angesichts der seitens der Medien immer wieder vorgetragenen Reichtumsverteilung vielleicht einfach damit, dass es dem weitaus überwiegenden Mehrheit in unserem Lande so gut geht, dass das Zündeln an der Empörungsbereitschaft einfach nicht funktioniert?
Dieses Erklärungsmodell würde mich nicht wundern, wenn ich, sehr auf dem flachen Lande wohnend, meine ländliche Nachbarschaft und ihren materiellen Lebensrahmen so anschaue. Selbst ein eher extremer Fall, wie meine Nachbarn zur Linken, dürften kaum zu empören sein:
Vor ca. 15 Jahren ist das Pärchen als Deutschstämmige aus Kasachstan zugewandert.
Er, ungelernt und seither durchgehend als Angelernter in Schichtarbeit tätig, sie Hausfrau und mittlerweile Mutter, beide noch immer eher radebrechend. Inzwischen ist das damals erworbene Häuschen abgezahlt. Sie haben mittlerweile 4 Kinder zwischen ein und dreizehn Jahren und ein neues, gasbetriebenes, bezahltes Auto. Fleißige Menschen, die sich nach der Decke strecken - der jährliche Familien-Urlaub nach Antalya war bisher immer drin. Sie sind nicht neidisch auf "Die Reichen" und auf die Frage, ob die Einkommen der Topmanager berechtigt sind, oder nicht, verschwenden sie keine neidunterlegte Einschränkung ihrer Freude am eigenen Dasein.
Selbst die mit politischen und ideologischen Interpretationen aufgeladenen Statistiken zur Darstellen der ungerechten Vermögensverteilung genügen offensichtlich noch nicht, dass sie von der Mehrheit der Bürger aus persönlichem Erleben heraus als so ungerecht empfunden wird, wie Sozialfunktionäre, Sozialpolitiker und linksintellektuelle Journalisten es gerne indoktrinieren würden.
Menschen erleben sich in der Mehrheit selbst offensichtlich nicht als Rechengröße mathematischer Modelle, sondern als mehr oder minder mit ihrem persönlichen Leben zufriedene Individuen.
Vielleicht ist dieser - sicherlich nicht mainstreamkonforme - Erklärungsansatz auch eine ernst zu nehmende Antwort auf die Eingangsfrage?
Der Versuch, die Mehrheit der Bürger unzufrieden zu machen, haut irgendwie bisher noch nicht hin. Wirksamer Lobbyismus sieht anders aus.
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