Hier nehme ich Bezug auf die Antwort meines Gesprächsgegenüber, dessen Reaktion auf meinen vorigen Post als Kommentar zum Nachlesen eingefügt habe.
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Ich
zitiere daraus: In der Tat, ich befürworte ein sozialistisches System. Keineswegs
jedoch die DDR. Es geht um Sozialismus in Freiheit, Rechtsstaatlichkeit,
Frieden und Demokratie. Ich möchte, dass die Wirtschaft den Menschen und nicht
die Menschen der Wirtschaft dienen. Ich denke, auf dieses Konzept sollte man
sich verständigen.
Wir sind uns völlig
einig - wenn Sie die Schablone "Sozialismus" einfach weg lassen.
Kein bisher so
bezeichnetes System hat sich bewährt, alle gelebten sozialistischen
Gesellschaften waren unfrei, nicht rechtsstaatlich, bedingt friedlich und schon gar nicht
demokratisch. Sie traten als Traum von Gleichheit und Gerechtigkeit an und
landeten erbärmlich in einem ineffizienten, staatswirtschaftlichen
Funktionärssumpf, in dem Intrige und Gesinnungsschnüffelei zu Unterdrückung,
Bespitzelung und materieller Verarmung "der Massen" bei
gleichzeitigem Wohlstand der Funktionäre geführt haben.
Statt im Wettbewerb
um die beste Lösung zum eigenen Nutzen strebender Konzerne in den Händen von Topmanagern und vieler
Aktionäre setzt Sozialismus auf
Staatswirtschaft. Es gibt keinen Staat, der ressourcenschonend und effizient wirtschaftet - nicht einmal ein kapitalistisch
organisierter. Erst recht kein sozialistischer. Oder kennen Sie einen?
Sozialismus
verkörpert für mich nicht das Böse - im Gegenteil! Sozialismus als die Idee von
einer gerechten, humanen Welt wäre sozusagen gelebtes Christentum.
Nur klappt es
nicht. Zwischen angestrebter Idee und Wirklichkeit klaffen Welten und beide
"Religionen" neigen dazu, ihre Prinzipien zu verraten,
wenn sie an den Punkt kommen, wo sie am ihnen zugrunde liegenden Menschenbild
des 'selbstlos Gläubigen' zu scheitern drohen. Dann muss die Gesinnung
erzwungen werden, weil sonst das Modell in seiner Gesamtheit kollabiert. Und
das versucht - sehr menschlich aber sehr unchristlich/unsozialistisch - die
herrschende Funktionärshierarchie zu verhindern.
Irgendetwas muss an
dem Modell falsch sein, was auf dem Papier so gerecht und human zu lesen steht
und doch bisher immer leidvoll an der Umsetzung gescheitert ist. Vielleicht,
wie ich meine, an den Menschen und ihren Eigenschaften?
Warum greifen Sie
zur Behebung von Missständen zu einer Modellidee die mehrfach probiert und in
vielen Spielarten versucht, immer wieder gescheitert ist? Um eine zu
beseitigen, die für die Vielzahl derer, die im demokratischen Kapitalismus
leben, für weitgehende Rechtssicherheit, Freiheit und Wohlstand sorgt?
Warum nicht die
Kraft in das Bemühen investieren, unser zumindest in Sachen Demokratie, Freiheit,
Rechtsstaatlichkeit und Wohlstand erfolgreiches Modell des
Kapitalismus dort zu heilen wo es
krankt? Warum wegen der sich zeigenden Schwierigkeiten zu einem Denkmodell
greifen, was den Beweis der Untauglichkeit in allen angestrebten Aspekten
erbracht hat?
Ich verstehe das
nicht.
An
andere Stelle schreiben Sie: Und nichts ist so naiv wie
der Glaube, man könnte doch globale Regeln einführen, um die negativen
Auswüchse des Kapitalismus zu regulieren.
Aber ein
sozialistisches Modell kann das Unmögliche? Auf demokratischem,
rechtsstaatlichen, friedlichen und freiheitlichen Wege? Weltumspannend? Ich
zweifle daran.
Wie wäre es denn mit
der Idee, die Bevölkerung zu Aktionären zu machen mit folgenden Effekten?
- Das Betreiben von Wirtschaft bleibt bei denen, denen man heute ihren Erfolg vorwirft und landet nicht in den Händen von meist weniger professionellen Politikern und Beamten, wie bei der Staatswirtschaft unausweichlich.
- Die Wirtschaft diente den Menschen durch Beteiligung als Aktionäre an eben dem Gewinn, den man dieser Gruppe von Menschen, die das heute bereits tun, vorwirft.
- Teilhabe an Mitbestimmung durch die Aktionärsrechte bezüglich der Unternehmens-Führung, Unternehmens-Politik und Gewinnverwendung.
- Teilhabe am Produktivvermögen, das sie als Mitarbeiter selbst erwirtschaften.
Nur mal so gefragt.
Gruß vom flachen
Land vermutlich in die Stadt
PS: Ich vermute auch
von Alt zu jünger.
Das deshalb, weil
ich die Entwicklung unserer Republik von Anbeginn erlebt habe. Und damit eine
Entwicklung der politischen Verortung unserer Gesellschaft, die ich gemessen an
der Ausgangslage als ausgesprochen sozialistisch erkenne. Es hat der schleichende
Sieg des Sozialismus in der Praxis längst stattgefunden, eines Sozialismus
getragen von den Effekten der kapitalistischen Relikte von Eigentum,
Vertragsfreiheit und Rechtssicherheit. Die Werbespots der KPD zur Europawahl
sind der lebende Beweis dafür, dass Sozialismus von Leuten gefordert wird, die
noch gar nicht gemerkt haben, dass er längst herrscht.
Kommt mir vor wie
dereinst die RAF, die nicht kapiert hat, dass sie für eine ausgebeutetes
Proletariat kriminell geworden ist, das es nicht mehr gab. Oder die
Gewerkschaften, denen der kapitalistische Wohlstand ihr Kernklientel genommen
hat: Die unterdrückte Facharbeiterschaft. Heute unterstützt VERDI Piloten bei
ihrem Streik von 10 - 20.000 EUR Monatsgehalt bei der Forderung nach einer 10%igen
Gehaltserhöhung und sucht sich am unteren Rand ihr Klientel bei den ungelernten
Hilfskräften (Was noch Sinn macht.)
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